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February 24, 2018 | Author: Anonymous | Category: N/A
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Zeitschrift von BALANCE | Verein BALANCE – Leben ohne Barrieren | Ausgabe Nr. 60 | 3/2014, Jahrgang 17

Wohnen:

Kulturbuddys

Thema:

Barrierefreiheit

Polittalk:

SLP, KPÖ, Piraten

Editorial

Editorial Von Helga Hiebl

BALANCER 60, 3/2014

Inhalt

Vorgestellt 03 Heimo Strohschein BALANCE Intern 04 Aus dem Vorstand – Kategorien in der Kunst Die Pionierin Ruth Wonder wäre heuer 80 Rotraut Kopper gibt die Staffel weiter

Was hat uns nur solange aufgehalten? Diese Ausgabe des Balancers hätte doch schon vor einem Monat erscheinen können! Die Antwort darauf ist so einfach wie einleuchtend: Wir hatten einfach keine Zeit, waren über und über mit unglaublich vielen und wichtigen Dingen beschäftigt, konnten also keine Texte verfassen, hetzten von einem Termin zum nächsten, luden uns eine Aufgabe nach der anderen auf. Privat wie auch beruflich scheint heute niemand mehr so richtig viel Zeit zu haben. Umso wohltuender und überraschender war es für uns in der Redaktion zu erfahren, dass es Menschen gibt, die einfach Zeit haben und diese sogar verschenken wollen und z. B. Kulturbuddy werden (Seite 12). Die Zeit fliegt dahin, das erkennen wir bei BALANCE auch immer an runden Jubiläen. So gedenken wir in dieser Ausgabe der BALANCE-Gründerin Ruth Wonder, sie wäre heuer 80 Jahre alt geworden. Uns scheint es allerdings als ob es erst gestern gewesen wäre, als wir im Balancer Ruth Wonders 70er gedachten. Zeit für Kunst und Kultur sollte man sich allerdings immer nehmen. Wir nahmen uns in dieser Ausgabe viel Zeit und schauten genau hin, was und wie die tanzmontage. Balance in ihren Zeiteinheiten künstlerisch alles realisieren. (Seite 16) Bleibt uns nur noch zu wünschen, dass Sie, liebe Leser­ In, Ihrer Familie und Ihren FreundInnen genug Zeit und Aufmerksamkeit schenken können, denn Zeit ist mittlerweile ein sehr kostbares Gut geworden!

 Thema 06 ÖAR – Barrierefreiheit 2016 „Der Countdown läuft“ 07 FORSCH 13 – „Erfahrung sammeln – Barrierefreiheit“ BALANCE Pinnwand 09 Wechselstube im Au Inklusive Workshops Insider & Oursider art_02 10 2. Platz beim BALANCE Fußballturnier 2014 1. Wiener Baumlehrpfad eröffnet 11 Sommer, Sonne und gute Stimmung – Rückblick auf das Sommerfest Maria Ponsee Gemeinde Zwentendorf spendet eine Pergola für die Tagesstätte Mapo BALANCE Wohnen 12 Ich habe Zeit! Gehst du mit mir ins Konzert? 13 Der Traum von der eigenen Wohnung 13 Mein erstes selbst organisiertes Gartenfest BALANCE Kunst 14 tanzmontage.Balance

Tagessstruktur 16 anders ist anders ist anders … 18 Nichts wie raus hier und die Welt erobern! I nterbalance 22 Balancer-Polittalk: Claudia Klimt-Weithaler / KPÖ Sonja Grusch / SLP (Sozialistische Linkspartei) Gerhard Hager / Piraten Kommentar 25 Mülltrennung Bau keinen Mist! 27 Veranstaltungen 27 Impressum

Das Cover

dieser Ausgabe zeigt ein Werk von Christian Zuckerstätter, das beispielhaft für seine derzeitige Schaffensphase ist. Geboren ist der Künstler am 25.06.1961 in Wien und arbeitet seit 2009 im bild.Balance Atelier in Wien.

Foto: A. Berger

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BALANCER 60, 3/2014

10 Fragen an:

Heimo Strohschein

Vorgestellt

1 Ein guter Arbeitstag für BALANCE beginnt mit … Einer Tasse Tee. 2 Was hält Sie in Ihrem Leben in Balance? … Meine Familie und das Lösen

von schwierigen Aufgaben.

3 Die schlimmste UserIn ist … Die UserIn ist nie schlimm!

Fast alle, weil jede versucht, ihr Problem so gut wie möglich zu schildern, so gut sie es kann, mein Job ist es herauszufiltern, was das Problem verursacht. Tolle UserInnen haben Verständnis für ihr Problem, manche Menschen haben kein Verständnis mehr dafür, dass die EDV Probleme machen kann. Die Erwartung ist, dass alles reibungslos funktioniert. 4 Die tollsten UserInnen sind …

5 Wenn eine BALANCE-MitarbeiterIn um 7:20 bei Ihnen anruft, dann denken Sie  …

dass es ein dringendes Problem ist! Steckbrief: 46 Jahre alt, verheiratet, ein Sohn (Lukas, 15 Jahre), seit 20 Jahren als externer IT-Dienstleister für BALANCE tätig.

Beseitigen kann man nur Barrieren, die man sich selbst in den Weg gelegt hat, einige davon habe ich beseitigt, die die andere einem in den Weg legen, kann man nur überwinden. 6 Welche Barrieren haben Sie in Ihrem Leben schon beseitigt?  …

Das Unternehmensziel, die Aufgaben, die der Verein erfüllt. An meinem Job mag ich am meisten  … Die Abwechslung, dass es immer wieder neue Herausforderungen gibt. 7 Das Schönste an BALANCE ist  …

8 Rollentausch: Wenn Sie bei BALANCE MitarbeiterIn wären, was sollte ein IT-Dienstleister unbedingt können bzw. welche Eigenschaften würden Sie sich wünschen?  …

Dass er mich so in meiner Arbeit unterstützt, dass ich meine Aufgabe gut erfüllen kann. 9 In den letzten 20 Jahren … hat

sich viel verändert. Früher gab es mehr persönliche Kontakte mit den KundInnen, durch die Fernwartung ist das weniger geworden. Das geht mir ein wenig ab, alles ist schneller geworden, die KundIn erwartet rasche Lösungen. Ich finde es einfach toll, wie BALANCE Menschen unterstützt und ihnen hilft, ihren Platz im Leben zu finden. Es ist eine Freude, ein Teil davon zu sein, dass ich dazu auch einen Beitrag leisten kann.

Bildnachweis: H. Hiebl

10 Sonst noch etwas? Was Sie unbedingt loswerden möchten  …

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Intern

BALANCER 60, 3/2014

„Aus dem Vorstand“

Kategorien in der Kunst

BALANCE Obmann OSR Dir. Rudolf Wögerer: „ Kunst von Menschen mit Behinderungen sehe ich als einen wertvollen  Beitrag zu unserer vielfältigen Kunst- und Kulturlandschaft. Auch im Kulturbereich müssen noch viele Barrieren beseitigt werden, damit Inklusion Wirklichkeit werden kann.“ Von Helga Hiebl

Outsider Art, Art Brut, Behindertenkunst.. Kategorisierungen gibt es viele, aber sind diese Bezeichnungen für eine Vermarktung förderlich oder behindern sie? Sollte die Lebenssituation einer KünstlerIn für das Kunstwerk nicht irrelevant sein? Kann eine KünstlerIn am etablierten Kunstmarkt ohne den Hinweis auf die Kunstsparte Art Brut überhaupt bestehen? Seit jeher hatte in der Kunstgeschichte das Außergewöhnliche, das Exotische, manchmal auch das Unverständliche und Unheimliche eine besondere Anziehungskraft. Enthusiastisch reagierten der Kunstmarkt und die KäuferInnen auf radikale Strömungen wie die Auflösung der materiellen Form durch die ImpressionistInnen, die Rebellion gegen traditionelle Normen durch Darstellung von Traumhaftem, Absurdem und Phantastischem im Surrealismus bis zum völligen Verzicht der Darstellung real existierender Objekte in der abstrakten Malerei. Kunst von Menschen mit Behinderungen wurde am Kunstmarkt als „anders“ ebenso mit Euphorie aufgegriffen. Die Gugginger Künstler August Walla und Johann Hauser erlangten Berühmtheit. Kunstwerke, die abseits vom institutionellen Kunstbetrieb entstehen, kategorisiert man als Outsider Art. Sie wird vornehmlich von Leuten mit intellektueller Behinderung oder einer psychischen Erkrankung produziert, oft auch von bildungsfernen Menschen, die durch ihren sozialen Status oder ihre wirtschaftliche Situation nicht in der Lage sind, zu partizipieren – und die trotzdem Kunst entwickeln. Outsider Art ist eine Kunst, die sich nicht an den Normen des Kunst-Betriebs orientiert. In der Ausgabe arttourist.com 1/2014 widmete man sich heuer ausführlich der Art Brut mit dem Titel „Urlaub in der anderen Realität“. Dort ist zu lesen: „Art Brut“ fasziniert Wissenschaftler, Publikum und Sammler gleichermaßen. Die Werke von Außenseitern geben den Blick frei auf eine andere Welt, oft ist sie verwirrend oder bedrohlich. Man kann in sie eintauchen – ohne sie deswegen durchleben zu müssen.“ „Bedrohlich und verwirrend“ muss die Kunst sein, damit sie uns fasziniert, damit sie einen Marktwert erhält, damit der Kunstmarkt reagiert. Die Kategorie Art Brut hilft also bei der Vermarktung.

Aber ist es tatsächlich die Kunst, die bedrohlich wirkt oder ist es nicht vielmehr die KunstproduzentIn? Nicht das Kunstwerk macht uns Angst, sondern die KünstlerIn, die uns durch ihren künstlerischen Ausdruck, vermeintlich Einblick in bedrohliche Abgründe oder verwirrende Seelenzustände erlaubt. Voyeuristisch genüsslich kann er in sicherer Entfernung das Kunstwerk betrachten ohne wirklich berührt werden zu müssen. Demnach beeindruckt uns also das Art Brut Kunstwerk vor allem wegen der Lebenssituation der KünstlerIn. Das ist zwar durchaus legitim, dennoch bleibt ein etwas schaler Nachgeschmack, denn Art Brut ist somit die einzige Kunstrichtung, die sich auf Eigenschaften der KünstlerIn und nicht auf das Kunstwerk bezieht, insofern steckt in dieser Kategorie bereits Diskriminierung. KünstlerInnen, die dieser Kategorie zugeordnet werden, wehren sich zu Recht immer häufiger gegen diese Form der Einteilung. Ist es für die Genialität seiner Bilder wesentlich, ob Van Gogh eine Lernschwäche hatte, er schizophren oder depressiv war? Für Kunstgeschichtler ist es interessant diese Details zu wissen, für den Kunstmarkt sollte das aber keine Rolle spielen. Mit der KünstlerInnengruppe bild.Balance versuchen wir andere Wege zu gehen, oft auch auf Kosten der Vermarktbarkeit und der öffentlichen Wahrnehmung. Der Kunstmarkt funktioniert eben vor allem in Kategorien. Ausstellungen in einschlägigen Galerien mit Titeln, die darauf hinweisen, dass die KünstlerIn „anders“ ist, erregen Aufmerksamkeit, finden Beachtung, gibt man dem ganzen dann noch einen sozialen „touch“, berichten auch die Medien gerne und die Werke verkaufen sich gleich um einiges besser. Auch bei Kunst- und Kulturförderanträgen ist sofort eine Kategorisierung und somit eine Abschiebung ins „soziale Eck“ erlebbar. KünstlerInnen mit Behinderungen, egal ob im bildenden oder im bewegungskünstlerischen Fach sind in erster Linie Kulturschaffende wie andere auch und sollten als diese behandelt werden. Gerade auch in diesem Bereich müssen wir noch viele Barrieren im Kopf überwinden, damit KünstlerInnen mit Behinderung am etablierten Kunstmarkt gleiche Chancen haben können.

Foto: R.Wögerer privat

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BALANCER 60, 3/2014

Intern

Pionierin Ruth Wonder 80

Die

wäre heuer

Die Gründerin des Vereins BALANCE hätte am 5. April ihren 80. Geburtstag ge­ feiert. Sie war 19 Jahre Obfrau und Geschäftsführerin von BALANCE. Für manche MitarbeiterInnen und BewohnerInnen, die Frau Wonder noch persönlich gekannt haben, bleibt sie unvergessen. Mit unglaublicher Hartnäckigkeit und Ausdauer hat sie in den 70er und 80er Jahren die ersten Wohngruppen für junge Menschen mit Behinderungen gegründet und Urlaubsfahrten ans Meer organisiert. Für die damalige Zeit war sie eine Pionierin. Es ging Frau Wonder immer darum, dass Menschen mit Behin­ derungen genau wie andere Menschen leben sollten, dass sie selbstständig wohnen und wie alle anderen auch in den Urlaub ans Meer fahren sollten. Da­ mals war beides keine Selbstverständlichkeit. Rückblickend kann man Frau Wonder durchaus als Vorläuferin der Inklusi­ onsbewegung sehen. Zukunftsweisende Projekte und ambitionierte Ziele sind bei BALANCE bis heute tonangebend und wahrscheinlich durch die Prägung dieser außergewöhnlichen Frau für immer in der Organisation verankert.

Rotraut Kopper Staffel

gibt die

weiter

Foto: BALANCE Archiv

15 Jahre lang war Rotraut Kopper als Obfrau für BALANCE tätig. Im Juni hat sie aus Altersgründen die Funktion der Obfrau an Rudolf Wögerer, den aktuell am­ tierenden Obmann abgegeben, bleibt aber als Vertreterin des Obmanns weiter im Vorstand. Ihre Offenheit und vor allem ihr großes Interesse an den Menschen, die bei BALANCE arbeiten oder von BALANCE begleitet werden, ist vielen bei BALANCE in guter Erinnerung. Ein besonderes Herzensanliegen waren ihr außerdem die bildkünstleri­ schen Gruppen in Wien und Maria Ponsee, war sie doch selbst als frühere Kunst­ erzieherin in diesem Bereich tätig. Kunst und Design wurden von Rotraut Kopper als ureigener menschlicher Ausdruck verstanden und ernstgenommen und so war sie bei nahezu allen Vernissagen und Ausstellungen vor Ort dabei, stets inte­ ressiert, kannte jede KünstlerIn persönlich und nahm sich auch immer genügend Zeit, Gespräche zu führen: mit KünstlerInnen, BewohnerInnen, KlientInnen und MitarbeiterInnen. Wir von BALANCE bedauern ihren Rückzug sehr, freuen uns aber gleichzei­ tig, dass sie uns mit ihren wertvollen Erfahrungen im Vorstand und als Veran­ staltungsbesucherin weiterhin erhalten bleibt und wünschen ihr für die nun neu gewonnene Zeit Gesundheit und viele genussvolle und schöne Stunden mit ihrer Familie!

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T hema

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ÖAR – Barrierefreiheit 2016

„Der Countdown läuft“ Von Pia R. Wolf, Judith Traxler, Günther Telijan

Am 30.9.2014 waren wir bei der Tagung „Barrierefreiheit 2016 – der Countdown läuft“ im Sozialministerium Wien. Sozialminister Hundstorfer sprach die Eröffnungsworte.

Noch 457 Tage bis zum Ende der Übergangsfrist. Bis dahin müssen alle öffentliche Gebäude und Gebäude, die dem Konsumentenschutz unterliegen, barrierefrei sein (das sind zum Beispiel Geschäfte, Stadien, Kaffeehäuser …). Ausnahmen sind Bundesgebäude (zum Beispiel Ministerien, Finanzäm­ ter, Bundesschulen, Universitäten). Für Gebäude im Besitz des Bundes wurde diese Frist bis 2019 verlängert. Der Grund ist, dass es sich um mehr als 1.000 Gebäude handelt und viele un­ ter Denkmalschutz stehen. Der Um­ bau ist teuer und aufwändig. Bis jetzt sind erst 51 Prozent barrierefrei. Dr. Gleitsmann von der Wirt­ schaftskammer Österreich sieht in der Barrierefreiheit Chancen für die Wirt­ schaft und ein neues Geschäftsfeld. Menschen mit Behinderungen sind neue KundInnen. „Barrierefreiheit ist nicht nur eine Vorschrift, sondern ein Wachstumsmarkt“. Nicht nur für Men­ schen mit Behinderung, sondern auch alte Menschen und Kinderwagennut­ zerInnen profitieren von Barriere­ freiheit. Dr. Rubisch (BMASK, Bundesmi­ nisterium für Arbeit, Soziales und Kon­ sumentenschutz) berichtete davon, dass die Übergangsfrist für Bundesge­ bäude verlängert wurde. Wenn sich eine Person diskriminiert fühlt, kann sie eine Schlichtung (diese kostet nichts) im BMASK anstreben oder ge­ richtlich klagen. Schlichtung ist laut Dr. Rubisch besser, kostet weniger Geld und ist gut geeignet, wenn es um phy­ sische Barrieren geht.

Dann führte sie Beispiele für Gerichtsverfahren an:

1. Eine Bäckerei im 7. Bezirk war barrie­ refrei. Nach dem Umbau gab es eine 15 cm hohe Stufe und eine steile Rampe. Das Gericht hat festgestellt, dass diese Rampe eine Barriere darstellt und dass der Kläger Schadenersatz bekommt. 2. Die Landesausstellung Carnun­ tum ist nicht zugänglich für Rollstuhl­ fahrerInnen. Das Gericht machte zwei Vorschläge, wie diese Barriere geän­ dert werden kann. Entweder einen Tunnel und Gräben graben. Dies geht wegen des Denkmalschutzes nicht. Oder Rampen bauen – das geht wegen der hohen Kosten nicht. Das heißt, dass vorerst nichts geändert werden kann. 3. Eine DVD des ORF wurde von einem Mann mit Hörbehinderung bestellt. Die DVD war ohne Untertitel. Er hat geklagt. Das Gericht hat festge­ stellt, dass die Untertitelung Euro 3.000,– gekostet hätte. Das ist dem ORF zumutbar. Der Mann hat Euro 1.000,– Schadenersatz erhalten.

Das waren gute und verständliche Beispiele dafür, wie Gerichte entscheiden, wenn jemand wegen einer Barriere klagt.

Dr. Voget (ÖAR – Österreichische Ar­ beitsgemeinschaft für Rehabilitation) forderte, dass die Lehrpläne für Fach­ arbeiterInnen, IngenieurInnen und ArchitektInnen geändert werden und Barrierefreiheit verpflichtend aufge­ nommen wird. Das heißt, dass Barrie­ refreiheit ein eigenes Unterrichtsfach sein soll. Außerdem beklagte er, dass nur 5 Prozent der Arztpraxen barriere­ frei sind.

DIin Klenovec ist Architektin und Expertin für barrierefreies Bauen. Sie erzählte über die Normen und EURichtlinien für barrierefreies Bauen. Außerdem zeigte sie Beispiele dafür, wie Badezimmer gut barrierefrei ge­ staltet werden können. Und sie appel­ lierte an alle, jetzt schon bei Neubau­ ten so zu planen, dass leicht umge­ baut werden kann, wenn es benötigt wird. Martin Ladstätter (BIZEPS) hielt einen Vortrag darüber, wie sich die Situation derzeit darstellt. Bei Umbau­ ten würde manchmal nicht mitge­ dacht werden. Als Beispiel hat er den Umbau der Mariahilfer Straße ge­ bracht: Der Asphalt wurde entfernt und während der Umbauphase gab es Rampen in die Geschäfte, wo vorher Stufen waren. Nach der Fertigstellung waren allerdings die Stufen leider wieder da. Die MA 28 (Magistratsab­ teilung Straßenbau) sieht sich in die­ ser Sache aber nicht als zuständig an. Das müssten die Geschäfte selber organisieren, hieß es von der Stadtver­ waltung. Das Diversity-Referat der WKO (Wirtschaftskammer Österreich) hat bei Martin Habacher einen Film in Auf­ trag gegeben. In diesem ist zu sehen, wie Habacher GeschäftsführerInnen unterschiedlichster Unternehmen einlädt, ihre Geschäfte und Büros vom Rollstuhl aus zu betrachten. Im Film führte er mit ihnen außerdem Gesprä­ che, inwieweit sie Barrierefreiheit in ihrem Geschäft umgesetzt haben.

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BALANCER 60, 3/2014

„Mir hat gefallen, dass ich mit Frau Klenovec über Barrierefreiheit in Skigebieten reden konnte und ich habe mit Herrn Buchinger über meine Probleme beim Hauptschulabschluss sprechen können. Und es war angenehm, dass es zwei Pausen gegeben hat.“

Pia Wolf

„Mir haben die Begrüßung, das Büffet, der Dialog mit Herrn Dr. Erwin Buchinger, die Eröffnungsworte durch Herrn Sozialminister Rudolf Hundstorfer, die Helligkeit des Raumes und das Video von der Wirtschaftskammer Österreich gefallen.“

Günther Telijan

„Negativ war, dass die Toiletten so eng waren, zu viele Zahlen im Vortrag aufgezählt wurden und die Orientierung im Haus schwierig war. Unangenehm für mich war auch die Lautstärke des Publikums, die Aufschlüsselung der verschie­ denen Zahlen, die Verlängerung der Vormittags­ pause und der Schriftauszug am Ende der Sitzung an das Publikum.“

Günther Telijan

„Kritisieren möchte ich, dass die Vorträge in schwerer Sprache gehalten wurden, ich habe bei Judith vieles nachfragen müssen. Mir hat nicht gefallen, dass es kein warmes Büffet gegeben hat. Die Vormittagspause war auch ein wenig zu kurz.“

Bild: Bettina Onderka

Pia Wolf

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FORSCH 13

„Erfahrung sammeln – Barrierefreiheit“ Von Pia R. Wolf

2014 waren wir mit Schülerinnen der Schule für Sozial­ betreuungsberufe (SOB) in der Gegend des BALANCEStandorts Elf – im 13. Bezirk – unterwegs. Die StudentInnen hatte ich bereits davor kennen gelernt. Beim Kennenlernen setzten wir uns in kleinen Gruppen zusammen, ich stellte unsere Grätzelmappe vor und wir haben abgemacht, dass wir uns mit Vornamen anreden wollen. Danach nahmen wir gleich unsere Arbeit auf. Ich fragte Leute auf der Straße, ob sie wüssten, was „barrierefrei“ bedeute. Durch das wieder­ holte Zugehen auf fremde Menschen bin ich immer selbst­ bewusster geworden. Einige haben mit „ja“ oder „nein“ geantwortet. Wir mussten aber leider auch schlechte Erfahrungen machen. Als wir an einem Geschäft vorbeikamen, war die Dame darin sehr unfreundlich, obwohl wir ganz nett ge­ fragt hatten, ob wir Fotos machen dürften. Sie sagte, dass es für Barrierefreiheit ein eigenes Amt gebe und dass wir bitte nicht fotografieren sollten. Danach gingen wir auf der anderen Seite wieder zum Standort zurück. Dabei durchquerten wir noch einen schö­ nen Schlossgarten, wo wir unsere nächste Weihnachtsfeier abhalten möchten. Es sind dort auch Privatgrundstücke. Von BALANCE waren Roman, Michael und ich dabei.

Es war jedenfalls eine Erfahrung wert. Ich finde, das war ein echt gelungener Tag. Weil wir herausgefunden ha­ ben, wie sich manche Menschen fühlen, wenn man sie fragt, wie sie über Barrierefreiheit denken. Zwei Monate später haben wir, Michael, Andi, Wolf­ gang und ich am Standort der Schule für Sozialbetreuungs­ berufe mit den Schülerinnen gemeinsam eine Präsentation über unsere bisherige Forschung gezeigt. Wir erzählten über das Grätzl rund um den Tagesstruktur-Standort ELF und die Barrierefreiheit der nahen Geschäfte und Lokale. Meine Aufgabe war es, zu zeigen, wie hoch eine Stufe maxi­ mal sein darf, nämlich sieben Zentimeter – das entspricht genau meiner seitlichen Handhöhe. Außerdem haben wir erfahren, was für andere Leute schöne Orte bedeuten. Am Friedhof hat es mich gegruselt, weil dort FreundInnen und Verwandte von mir begraben sind. Sie sind nämlich vor ein paar Jahre gestorben. Es war sehr cool zu erfahren, wie man sich mit anderen Leuten unterhält. Ich bin positiv von der Schule für Sozial­ betreuungsberufe überrascht – sie erstreckt sich über zwei Stockwerke. Wir fuhren öffentlich mit dem Bus, der U-Bahn und Straßenbahn hin. Denselben Weg bin ich dann zurück­ gefahren.

Fotos: BALANCE/TAGS ELF

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Pinnwand

Wechselstube im Au

Pinn wand.

Inklusive Workshops

PRÄSENTATION, VERKAUF UND BEGEGNUNG standen im September ganz im Vordergrund. Bei einer zweiwöchigen Verkaufs- und Begegnungsveranstaltung von BALANCE, gemeinsam mit eingeladenen befreundeten DesignerInnen, gab es viel Platz und Raum für Begegnung und neue Kontakte. Zusätzlich zum Verkauf arrangierte BALANCE vor Ort eine Kunstausstellung und organisierte einen Live-Auftritt der Band HALTESTELLE. Mitgewirkt haben dabei Menschen von den BALANCEHandwerkstätten, bild. Balance KünstlerInnen und Mitgliedern der Fuchsenfelder Band HALTESTELLE. Mitwirkende befreundete DesignerInnen waren stammbäumchen, hannanaht, fairytailors , KELLERWERK, Thomas Poganitsch, JOHANNES LERCH, KAFFEEHAUS AM RING, violettsays, Liliaswelt. Foto: BALANCE/H.Hiebl

Insider & Oursider art_02

Bei den Inklusiven Workshops am BALANCE Standort SoHo am 14.November 2014 herrschte wie schon letztes Jahr beste Stimmung. Menschen mit Behinderungen zeigten den WorkshopteilnehmerInnen, wie man hübsche Filzsachen und Becher aus Porzellan herstellt sowie köstliches und hübsch anzusehendes Fingerfood ganz einfach und leicht selbst erschaffen kann. Foto: BALANCE/TAGS SoHo

Am Samstag den 4. Oktober 2014 eröffnete die Galerie 3 in Klagenfurt nun schon zum zweiten Mal (1. Mal Oktober 2013) unter dem Titel insider&outsider art_02 eine bemerkenswerte Ausstellung. Werke von 19 KünstlerInnen mit und ohne Behinderung unter anderem von Iris Kopera, Shpresa Krasnici und Franz Wedl wurden gezeigt. Was „Insider“– und was zur „Outsider“ Art gerechnet wird, wurde dabei bewusst nicht gekennzeichnet, auch um Kategorisierung in der Kunst zwischen Insider und Outsider art zu hinterfragen. Fotos: bild.Balance

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PEinnwand ditorial / Vor den Vorhang

2.

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Platz beim BALANCE Fußballturnier 2014

Sechs Teams traten beim Fußballturnier der Sozialen Dienstleister im Behindertenbereich am 14. September im sportlichen Wettkampf auf der Spenadlwiese im Prater gegeneinander an. Organisiert wurde das Turnier von BALANCE MitarbeiterInnen mit Unterstützung von BALANCE und des Betriebsrates. Trotz nasskalter Witterung ließen sich die TeilnhemerInnen den Spaß nicht verderben. Mitmachen durfte jedeR, ob mit oder ohne Behinderung. Verdienter Sieger und damit Herbstmeister wurde das Team von Jugend am WerkWerkstätte Altmannsdorf, 2. BALANCE-Leben ohne Barrieren, 3. KoMit, 4. pro mente, 5. 1 Fc Auftakt, 6. Auftakt 2 . DANKE an die OrganisatorInnen! Foto: BALANCE/H.Hiebl

1. 

Wiener Baumlehrpfad eröffnet Am Freitag, dem 5. September, eröffnete Wohnbaustadtrat Michael Ludwig den 1. Baumlehrpfad in einem Wiener Gemeindebau gemeinsam mit Ruth Becher, Abgeordnete zum Nationalrat; Josef Neumayer, Direktor von Wiener Wohnen; Josef Cser, Leiter wohnpartner; Gerlinde Wenschitz, Direktorin der Berufsschule für Gartenbau und Floristik; Brigitte Balic, Verein Balance; Elisabeth Miksch-Fuchs, Geschäftsführerin der Wiener Wohnen Haus- und Außenbetreuung sowie BewohnerInnen des Rudolf-Köppl-Hofs. Rund 67.000 Bäume und mehr als eine Million Sträucher sorgen in Wiens Gemeindebauten für gute Luft- und Lebensqualität. Ein Teil davon ist im Rudolf-Köppl-Hof, im 22. Bezirk, zu finden. Auf mehreren tausend Quadratmetern stehen zahlreiche Pflanzenarten, die nun im Rahmen des ersten im Wiener Gemeindebau entwickelten Lehrpfads und anhand 22 informativer Holztafeln ihre Vielfalt und Einzigartigkeit deutlich machen. „Der Lehrpfad bietet kleinen und großen Bewohnerinnen und Bewohnern die Möglichkeit, Wissenswertes zu den unterschiedlichen Bäumen und Sträuchern in ihrer Wohnhausanlage zu erfahren. Grünflächen leisten einen wichtigen Beitrag zur hohen Wohn- und Lebensqualität und ich freue mich daher, dass mit dem 1. Wiener Gemeindebau-Baumlehrpfad wieder ein schöner Ort der Begegnung geschaffen wurde“, betonte Michael Ludwig. Foto: BALANCE/TAGS SoHo

BALANCER 60, 3/2014

Pinnwand

Sommer, Sonne und gute Stimmung – Rückblick auf das Sommerfest Maria Ponsee 2014 Von Kurt Trautsamwieser, Leiter Tagesstätte MaPo und Wohnhaus Maria Ponsee Am 08. August 2014 fand heuer das traditionelle Sommerfest der Tagesstätte in Maria Ponsee statt. Bei herrlichem Sommerwetter kamen ca. 300 BesucherInnen. Wir durften seitens des Vorstandes unseren neuen Obmann, OSR Dir. Rudolf Wögerer, die Obfrau Stv. Min. Rat Mag. Rotraut Kopper und die zweite Obfrau Stv. Marianne Kühtreiber sowie Dipl. Volkswirt Herbert Kopper als Gäste herzlich begrüßen. Außerdem freuten wir uns über die Anwesenheit unserer Geschäftsführerin Marion Ondricek sowie Mag. Michael Katschnig und Mag. Andrej Rubarth. Unsere NutzerInnen genossen den Kontakt mit den vielen BesucherInnen sehr, es wurde viel gelacht, geplaudert, Gespräche geführt und bei Live-Musik haben sogar einige das Tanzbein geschwungen. Auch die kulinarischen Angebote trafen auf regen Zuspruch und wurden von den BesucherInnen sehr gelobt. Ich bedanke mich bei allen, die zum Erfolg des Festes beigetragen haben, bei unseren NutzerInnen, den MitarbeiterInnen der Tagesstätte und des Wohnhauses sowie auch bei den ehrenamtlichen HelferInnen. Fotos: BALANCE/TAGS MaPo

Gemeinde Zwentendorf spendet eine Pergola für die Tagesstätte Mapo Von Kurt Trautsamwieser Im großen Garten der Tagesstätte wird Gemüse sowie Obst angebaut, es war aber schon ein lange gehegter Wunsch der NutzerInnen, dass auch eine Pergola darin Platz haben soll. Die stellvertretende Obfrau Marianne Kühtreiber hat sich dafür sehr eingesetzt und konnte die Gemeinde Zwentendorf dafür gewinnen, dieses Projekt zu finanzieren. Im August wurde uns die Pergola offiziell von Bürgermeister Ing. Hermann Kühtreiber sowie dem geschäftsführenden Gemeinderat Manfred Pichler feierlich übergeben. Ich bedanke mich herzlichst bei Marianne Kühtreiber sowie bei der Firma Karl Eisenschenk, Wolfgang Scherr, bei der Firma Brucha und der Gemeinde Zwentendorf für die geleisteten Arbeiten! Wir haben große Freude an der Pergola! Foto: BALANCE/TAGS MaPo

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Wohnen

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Ich habe Zeit! Gehst du mit mir ins Konzert? Von Helga Hiebl und Martin Kopper

Im Kulturbuddy-Projekt begleiten kunst- und kulturinteressierte Menschen sozial benachteiligte Personen zu Veranstaltungen, besuchen Museen, Konzerte oder Theateraufführungen. Heuer wurde das Projekt ausgeweitet. In drei Info-Veranstaltungen konnte man alles über das Projekt und wie man Kulturbuddy werden kann erfahren. Das Interesse war beachtlich, an die 70 Personen besuchten die drei von der Caritas organisierten Info-Veranstaltungen. Helga Hiebl und Martin Kopper waren bei einer dieser Veranstaltungen dabei.

tion, sich ehrenamtlich zu engagieren. Die Antworten sind beeindruckend und manchmal überraschend: „Ich möchte meine Begeisterung für Wissen und Kultur weitervermit­ teln und teilen“, erzählt ein junger Student. „Was gibt es Schöneres als soziales Engagement mit den eigenen Inter­ essen zu verknüpfen?“, ergänzt eine Germanistin, „Ich weiß, was Kunst alles bewirken kann und diese Erfahrung möch­ te ich teilen und anderen ermöglichen“, beschreibt ein Umweltmanager seine Motivation. „Ich finde es spannend, mit anderen Menschen zu sein, die (noch) nicht zu meinem Kreis gehören“, erzählt eine Lehrerin. Und schließlich bringt es ein Werbeagentur-Mitarbeiter erstaunlich klar und ein­ fach auf den Punkt: „Ich habe Zeit!“

Kostenfrei Kunst- und Kulturveranstaltungen besuchen AsylwerberInnen, Familien in Not, wohnungslose Men­ schen, Menschen mit Behinderungen oder psychischen Erkrankungen, Haftentlassene oder chronisch kranke Menschen, sie alle haben eines gemeinsam: sie sind sozial benachteiligt, haben oft wenig bis gar kein Geld und ver­ armen nicht nur materiell, sondern oft auch seelisch durch fehlende soziale Kontakte oder mangelnde geistige Anre­ gungen. Die Aktion „Hunger auf Kunst und Kultur“ bietet seit elf Jahren diesen Menschen die Möglichkeit, kostenfrei Kunst- und Kulturveranstaltungen zu besuchen. Monika Wagner ist die Geschäftsführerin der Aktion „Hunger auf Kunst und Kultur“ und an diesem Abend für allerlei Fragen ebenfalls dabei.

Aufgaben eines Kulturbuddys Und Zeit ist das, was am wichtigsten bei diesem Projekt ist. Ein Kulturbuddy schlägt Unternehmungen vor, kümmert sich um Öffnungszeiten und Eintrittskarten im Falle, dass die Institution kein Partner von „Hunger auf Kunst und Kul­ tur“ ist. Zu den Aufgaben zählt auch, die zu begleitenden Menschen abzuholen und sie danach auch wieder nach Hause zu bringen. Falls Kosten anfallen, kann nur ein ge­ ringer Anteil durch das Projektbudget ersetzt werden (pro Aktion und TeilnehmerIn Euro 4,5). Außerdem muss man sich mindestens ein Jahr verpflichten. Die meisten Interes­ sierten in der Runde lassen sich von diesen Bedingungen nicht abschrecken und möchten weiterhin mitmachen. Als Dankeschön für das ehrenamtliche Engagement gibt es für Kulturbuddys zum Einstieg ein kleines Willkom­ menspaket, werden gemeinsame Ausflüge und einmal im Jahr das Kulturbuddyfest organisiert. Austausch und Zu­ sammenhalt unter den Kulturbuddys werden großgeschrie­ ben. Vier Mal im Jahr finden Teamtreffen statt. Restplätze bei Fortbildungen, Workshops oder Vorträge werden eben­ falls an die Kulturbuddys vergeben. BALANCE ist seit kurzem ebenfalls Partner des Kultur­ buddy-Projekts. Derzeit sind die Buddys und BewohnerIn­ nen noch dabei, sich zusammenzufinden, erste gemeinsa­ me Ausflüge werden demnächst stattfinden.

„Ich habe Zeit“ Von der BWL-Studierenden, Korrespondentin für Kulturpro­ jekte, einer Führungskraft aus der Baubranche bis hin zur pensionierten Kindergärtnerin, sie alle sind heute gekom­ men und sitzen in der Runde der zukünftigen Freiwilligen. Ihre Motivationen sind so unterschiedlich und bunt wie die beruflichen Hintergründe, die sie mitbringen. Bei einer Vor­ stellungsrunde erzählen einige von ihnen über ihre Motiva­

Hunger auf Kunst und Kultur und Caritas ED Wien suchen auch weiterhin kultur- und sportinteressierte Menschen für das Kulturbuddy-Projekt. Interessierte können sich mit einem kurzen Schreiben bei der Projektkoordinatorin Barbara Schenter unter der Adresse: barbara.schenter@ caritas-wien.at melden. Sie werden zu einer Informationsveranstaltung Ende Februar/ Anfang März eingeladen. Der nächste Startworkshop findet in Folge am 14.3. + 15.3. statt.

Es herrscht eine fröhlich-freundliche Stimmung am CaritasStandort in der Heiligenstädter Straße. An die 25 Personen sitzen im Kreis, daneben steht ein Tisch mit Kaffee und Getränken. Projektleiterin Barbara Schenter bedankt sich bei den Anwesenden fürs Hiersein und das große Interesse. Das sei nun der dritte Termin und alle Anwesenden sind auch heute wieder mit dem gleichen Ziel, dem gleichen Wunsch hergekommen, nämlich sich in der Freizeit unent­ geltlich zu engagieren und Kulturbuddy zu werden.

Foto: Fotolia©Marosˇ Markovicˇ

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BALANCER 60, 3/2014

Wohnen

Der Traum von der eigenen Wohnung Von Martin Kopper

In diesem Artikel möchte ich einige „nette Erlebnisse“ meiner bisherigen Wohnungssuche näher schildern.

Beispielsweise war ich am 7. Juli 2014 bei Wiener Wohnen in der Guglgasse, 1030 Wien. Ich kam mit meinem E-Rollstuhl in Begleitung meines Freundes dorthin, wurde verständ­ nislos angestarrt, nachdem ich meinen Wunsch nach einer Gemeindewohnung kundgetan hatte. Es wurde von Anfang an behauptet, dass man mich nicht einmal ins Wartesys­ tem aufnehmen könne, da ich schon in einer vollbetreuten Wohnform lebe. Es ist jedoch, meiner Ansicht nach, etwas völlig ande­ res, ob man in einer Wohngemeinschaft lebt oder in seiner eigenen Wohnung. Rein rechtlich gesehen ist diese Vor­ gangsweise nicht korrekt, da allen Menschen, ob mit Behin­ derung oder nicht, die gleichen Chancen auf eine Wohnung zustehen (siehe auch Behinderten-Gleichstellungsgesetz bzw. diverse EU-Richtlinien). Die ganze Angelegenheit bei Wiener Wohnen wurde in aller Kürze mit möglichst wenig Aufwand (für Wiener Wohnen!) abgehandelt. Dauer: Fünf Minuten! Mir wurde nicht einmal gestattet, mit einem Vor­ gesetzten zu sprechen. Das war‘s!

Ein weiteres „lustiges“ Erlebnis war mein Versuch, an einem Treffen, welches in einem Lokal der Grünen Partei Wiens stattfinden sollte, teilzunehmen Es regnete, ich fuhr mit den öffentlichen Verkehrsmit­ teln in den 22. Wiener Gemeindebezirk, und stand letztlich vor verschlossenen Türen und für mich, da ich in einem ERollstuhl unterwegs war, vor unüberbrückbaren Hindernis­ sen. Diese bestanden in Form sehr vieler steiler Stufen auf beiden Seiten des Lokals und einer viel zu engen Eingangs­ türe. Ich finde es schade, dass angeblich tolle Wohnprojekte, welche beworben werden, in unzugänglichen, in keiner Weise behindertengerechten Räumlichkeiten vorgestellt werden. Mit mir wurde zwar Kontakt aufgenommen, ich stand inzwischen aber vor dem Lokal und musste letztlich unver­ richteter Dinge, etwas frustriert, mit ca. drei Stunden Zeit­ verlust, wieder nach Hause fahren. Der Weg war umsonst. Ich bin schon gespannt, ob bei meiner Wohnungssuche weitere Erlebnisse dieser Art folgen!

Mein erstes selbst organisiertes Gartenfest

Foto: BALANCE/WG Boltenstern

Von Nikolaus Brader (Bewohner Wohngemeinschaft Boltenstern)

Da ich seit Sommer eine neue Arbeit am Standort SoHo in der Küche habe, wurde dort meine erste Lagebesprechung vereinbart. Wir haben über mein Leben, meine Zukunft und meine Wohngemeinschaft gesprochen. Dabei hatten wir auch die Idee, dass ich selbst in meiner Wohngemeinschaft mit meiner Bezugsbetreuerin ein Fest veranstalte, zu wel­ chem ich Familie, ArbeitskollegInnen, MitbewohnerInnen und BetreuerInnen einladen würde. Wir gestalteten Einladungen für die im August statt­ findende Gartenparty und bereiteten für das Fest im Gar­ ten Eiskaffee, Saft, Cola, Eistee und von mir selbst gebacke­ nen Kuchen vor. Es kamen meine BetreuerInnen aus der Arbeit und einige ArbeitskollegInnen sowie auch meine Mitbewohne­ rInnen aus der Wohngemeinschaft zu meinem Fest. Als Gastgeber war ich auch DJ und legte Musik auf, sowie ich den Gästen Getränke und Torte serviert hatte. Alle waren sehr begeistert von meinem Kuchen. Von einem Arbeitskol­ legen bekam ich sogar ein Geschenk.

Ich überlege schon heute, wann ich meine nächste Party machen werde, sowie – ob ich jetzt besser Koch oder Redakteur werden will.

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Foto: tanzmontage.Balance

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Tagesstruktur

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anders ist anders ist anders … Um die Arbeit und Arbeits­ weise der tanzmontageGruppe gut zu erfassen, erwies es sich als äußerst hilfreich, zusätzlich zum Interview die Gruppe einen halben Tag lang unauffällig zu beobachten. Das war ebenso interessant wie aufregend! Von Christian Zuckerstätter Foto: tanzmontage.Balance

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Wenn ich, wie in den bisherigen Gruppenberichten, mit den „facts“ der Gruppenstrukur und Gruppenarbeit begin­ ne, stoße ich gleich zu Beginn auf einen wesentlichen Unterschied zur Philosophie anderer Gruppen: in der tanz­ montage gibt es nicht – wie in allen anderen Gruppen – sechs NutzerInnen und zwei Betreuerinnen, sondern acht Leute, von denen sechs Behinderungen haben und zwei nicht. Alle miteinander machen sich Tag für Tag ans ge­ meinsame Werk. Nur wenn eineR der NutzerInnen Trost, Rat und/oder Hilfe braucht, werden die ursprünglichen Rollen – NutzerIn/Betreuerin – eingenommen. Sie sind somit eine in höchstem Maß INKLUSIVE Gruppe! Ein star­ kes Team, in dem Teamwork immer im Vordergrund jedes Tuns steht! Jetzt erlaube ich mir, ein bisher wohlgehütetes Ge­ heimnis preiszugeben. Schon viele Menschen haben sich die Frage nach der Bedeutung des Gruppennamens „tanz­ montage“ gestellt. Der Grund dafür ist ein ganz und gar einfacher – und letztendlich witziger: An einem früheren Standort von BALANCE stand nur ein bei weitem kleineres Platzangebot als heute am Fuchsenfeld zur Verfügung. Und die Tanzgruppe hatte dort nur an einem Wochentag einen eigenen Raum: am Montag! Die Tage für die Tänze­ rInnen waren somit die Tanzmontage! Diesen Namen behielt die Tanzgruppe bis heute bei! Heute am Fuchsenfeld hat die Gruppe ihren eigenen Raum, den sie die ganze Woche nutzen kann. Das war und ist zwar ein Riesenfortschritt, jedoch ist auch heute der Raum zum Tanzen sehr, sehr eng! Der Grund ist schlicht, dass eine TänzerIn in Bewegung viel, viel mehr Platz braucht als einE WachsgießerIn, einE PapierschöpferIn, einE MalerIn und so fort …, die alle überwiegend im Sitzen werken. Somit bedingt die räumliche Enge auch heute noch die Suche von „Wegen nach draußen“. In der täglichen Arbeit gibt es bestimmte Ritu­ ale bezüglich Training und Technik der Wahrneh­ mung. Über das Tanzen hinaus beschäftigen sich die Mitglieder der tanzmontage auch mit dem Medium Video, mit bildnerischem Arbeiten und mit politischem Engagement!

Immer wieder, so im Schnitt einmal im Jahr, werden selbst­geschriebene Stücke von der ganzen Gruppe erarbeitet, einstudiert und auch aufgeführt. Diese Aufführungen sind wichtig, wie zuletzt die äußerst gut gelungene Aufführung „Menschgeige“ im Theater Brett. Das Stück, eine szenische Hommage an die Arbeitsweise Antonio Vivaldis war ein ganz großer Erfolg! Aber auch jeder einzelne Tag in der tanzmontage-Gruppe ist eine „Aufführung“ – vielfältig und ein Abenteuer für Körper, Geist und Seele!

Editorial / Vor den Tagesstruktur Vorhang

Bei der derzeitigen Besetzung ist die Beweglichkeit bei allen gut. Sie hatten aber auch schon Rollstuhlfahre­ rInnen in der Gruppe und sind, so ein Zitat, „offen für je­ den, auch wenn er nur mit den Augen tanzt!“. Sie sind – so eine äußerst treffende Kurzbeschreibung – eine Gruppe von IndividualistInnen, die gut kooperieren! Bei meiner in der Einleitung schon angedeuteten „Beobachtung“ der täglichen Arbeit in der Gruppe fiel mir ganz stark auf, dass durchgehend alle ZUSAMMEN ihre Übungen machen! Zum Beispiel hocken alle in einer Run­ de, eine Person macht eine Bewegung, die anderen ma­ chen sie ihr genau nach, immer weiter im Kreis, bis zur Zweiten in der Runde. Die variiert die Bewegung und sie geht wieder einmal um die Runde usw.! Oder eine andere Übung: eine Person macht einen Bewegungsablauf vor, alle anderen machen sie ihr nach. Oder eine Paarübung: eineR steht ganz ruhig, die andere Person führt sie mit sanfter Berührung einer Hand. Aus dieser Übung haben sich spontan interessante Experimente ergeben: wer führt wen wie? All diese Übungen fördern die Wahrnehmung, die Beweglichkeit, die Konzentration und das Zusammen­ gehörigkeitsgefühl. Die Übungen werden mit sanfter, ani­ mierender Musikbegleitung durchgeführt. Und alles zu­ sammen führt – die ganze Zeit über – zu einer äußerst angenehmen, entspannten Atmosphäre in der Gruppe. Schön, dabei gewesen zu sein! Jetzt ein paar Worte zum „Rundherum“: Jeder Tag bei tanzmontage beinhaltet ein gemütliches Ankommen im Sinn von „zur Ruhe kommen“, sich aufwärmen und ein Musikstück hören! In den Pausen beschäftigt sich jedeR nach eigenen Wünschen selbst. Und am Ende jedes Ar­ beitstages oder jeder „Arbeitseinheit“ steht eine Feed­ backrunde, in der jedeR sagt, was ihr bei wem anderen und bei sich selbst besonders gut gefallen hat! Diese Feed­ backrunde findet – was mich überrascht hat – in sehr ent­ spannter, ruhiger und unaufgeregter Atmosphäre statt und hat bei mir einen richtiggehend professionellen Eindruck hinterlassen!

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Tagesstruktur

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Nichts wie raus

Die tagtäglichen Wege rund um unsere Wohnumgebung sind in unserem Alltag meist von Routine bestimmt. Wir gehen gewohnte Wege wie zum Supermarkt, in die Arbeit, ins bekannte Lieblingslokal. Die vertrauten Wege sind bequem, verhindern aber oft, dass man neue Menschen kennenlernt oder neue Erfahrungen macht, die das Leben bereichern. Bewegt man sich immer nur im gleichen Sozialraum, trifft die gleichen Menschen, hält sich in den gleichen Gebäuden auf, geht die gleichen Wege, (über)sieht die gleichen Möglichkeiten, dann befindet man sich meist in einer Art Stagnation mit nur begrenzten Entwicklungsmöglichkeiten. Besonders gefährdet, ausschließlich in diesen limitierten Räumen hängen zu bleiben und sich stetig nur im Kreis zu bewegen, sind Menschen mit Behinderung, die mit Unterstützung wohnen, in Tagesstrukturen beschäftigt, von Barrieren täglich behindert werden und Fahrtendienste benötigen, um von A nach B zu gelangen. Durch die vorhandenen Barrieren in unserer Gesellschaft sind sie gezwungen, in Parallel­ welten zu leben und es ist für sie daher doppelt so schwer, sich daraus zu befreien und neue Gebiete zu erobern. Am Tagesstruktur-Standort SoHo beschäftigen sich seit einiger Zeit Menschen damit, diese Paral­ lelwelten aufzubrechen, Türen zu öffnen, die Grenzen aufzulösen und Barrieren sichtbar und damit veränderbar zu machen. Unter dem Titel „Sozialraumprojekt“ unternehmen sie in Gruppen For­ schungsspaziergänge und Ausflüge, gehen neue Wege und suchen gezielt unbekannte Orte auf.

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hier und die

   Welt erobern! Von Helga Hiebl, Brigitte Balic

Die Umgebung wird gemeinsam erkundet

Fotos: BALANCE/TAGS SoHo

„Ausgegangen sind wir davon, einmal zu schauen, wo uns welche Barrieren behindern und welche Straßen es rund um das Gebäude gibt. So sind wir einmal gestartet, dabei entstand parallel die Donnerstagsgruppe, die angefangen hat, die Umgebung regelmäßig und genauer zu erkunden und das dann auf andere Bezirke ausgeweitet hat. Letztes Jahr ist die Kooperation mit der FH für Soziale Arbeit dazu­ gekommen. Junge Studierende haben gemeinsam mit eini­ gen der Tagesstruktur-TeilnehmerInnen und BewohnerIn­ nen des benachbarten Wohnverbundes die Umgebung erforscht – mit dem Hintergrund, Barrieren aufzuzeigen.“ So beschreibt die Leiterin des Standorts die Anfänge des Projekts.

Barrieren werden noch deutlicher

Mittlerweile gibt es zwei Gruppen, die Donnerstags- und Freitagsgruppe, die regelmäßig in der Umgebung unter­ wegs sind. Viele gemeinsame Veranstaltungen finden au­ ßerdem mit wohnpartner wien statt, wie z. B. die Hof-Feste im nahen Gemeindebau oder andere gemeinsame

Aktivitäten. Das Projekt hat alle TeilnehmerInnen verändert. Für die begleitenden Studierenden und MitarbeiterInnen sind die vielen Barrieren noch viel deutlicher geworden und privat haben nun manche ebenfalls Lust bekommen, ihr eigenes Grätzl zu erkunden und Kontakte zu knüpfen, Neu­ es kennen zu lernen. „Der Blick auf Barrieren ist ganz anders geworden. Ich bin jetzt viel aufmerksamer, es fällt mir sofort auf, wenn kein Lift vorhanden oder keine Abschrägung am Gehsteig ist oder wenn keine sich selbstständig öffnende Tür da ist. Ich bin fürs Thema Barrierefreiheit viel sensibler gewor­ den!“, so schildert eine Projektbegleiterin ihre persönliche Veränderung.

Neue Kontakte erweitern den Bekanntenkreis

Neben dem ernsten Hintergrund und Anliegen dieser Akti­ vitäten sind sich alle Beteiligten über eine Sache einig: Sie haben enorm viel Spaß dabei! Mittlerweile ist aus der zu­ erst als „Arbeitsgruppe“ gestarteten Freitagsgruppe bereits ein richtiger Freundeskreis geworden. Und weil das „Kon­ takte knüpfen“ nun schon mal so gut innerhalb der Gruppe

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U1

Donaupark   17

Alte Donau   16

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funk­ tioniert hat, fällt es einigen plötz­ lich immer leichter, generell mit Menschen ins Gespräch zu kommen, sich außerhalb der BALANCECommunity Bekannte zu suchen und Kontakte zu pflegen. Strahlend erzählt eine Teilnehmerin von den HofFesten, die sie mittlerweile alleine und ohne BALANCE-Begleitung besucht, weil sie dort schon so viele Leute kennt dass sie nun im NachbarschaftsChor mitsingt.

Der Sozialraum bietet viele neue Ideen

Wenn A. heute auf die Donauinsel spazieren gehen will, nimmt sie den neu entdeckten Weg dorthin, den sie allein mit dem Rollstuhl bewältigen kann und den sie mit den Studierenden zuvor erkundet hat. Wenn sie Lust auf Shoppen hat, geht sie ins Donauzentrum und verabredet sich mit einer Kollegin oder Freundin. Sie weiß, wo die Aufzüge sind, welche Shops besonders cool und welches Café für sie das gemütlichste ist. Mit der Donnerstagsgrup­ pe habe sie letztes Jahr oft dieses riesige Shoppingcenter

erkundet, daher ist es für A. heute kein Problem mehr, allei­ ne dort unterwegs zu sein. Früher hätte sie sich das nicht getraut. S. bestätigt das: „Ich gehe jetzt auch alleine Sachen kaufen und bezahle selbst.“ P. wiederum erzählt vom Sport­ zentrum in der Nähe und wie toll die regelmäßigen Sport­ aktivitäten in der Gruppe seien. Dort trifft man auf sportlich begeisterte Leute aller Art, die Gruppe von der TAGS-SoHo ist vor Ort bereits bekannt, Berührungsängste gibt es keine, gemeinsames Bewegen und Spielen ist selbstverständlich. Und wenn man nach einem guten Café oder Restaurant in der Gegend fragt, bekommt man schnell und ausführlich Beschreibungen über die Vorzüge dieses oder jenes Cafés oder Speiselokals. „Persönlich habe ich nicht nur meine Umgebung viel besser kennen gelernt, ich bin auch mutiger geworden, Wege alleine zu bewältigen!“ bringt es N. auf den Punkt. Seit kurzem besitzt N. sogar eine Monatskarte, weil sie nun viel öfter mit den Öffis unterwegs ist.

Learning by Doing

Man spürt förmlich die frische Energie und Abenteuerlust, die in der Tagesstruktur seit Beginn des Sozialraumprojekts Teil der Beschäftigung am Standort SoHo geworden ist. Rauszugehen macht einfach Spaß! Ein neues Verantwor­ tungsgefühl und Selbstbewusstsein ist bei manchen

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Donau Zentrum  14 Donau Plex  15

Bus 26A fährt zum Donau Zentrum Das Einsteigen mit einem Rollstuhl ist über eine Rampe möglich, einfach den Busfahrer fragen Straßenbahn 25 fährt zum Donau Zentrum Auf eine ebenerdige Straßenbahn muss man manchmal länger warten U-Bahn 1 mit der U1 ist man am schnellsten in der Innenstadt

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Fahrtendienst fährt dich direkt zu deinem Wunschort, die Fahrt muss man vorher (z.B. WAKA) „bestellen“ 11

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spürbar! Mittlerweile ist es sogar so, dass die NutzerInnen der Tagesstruktur Erledigungen und kleine Besorgungen für den Standort machen und dabei auch gleich lernen, wo es was zu kaufen gibt, wie und wen man fragt, wenn man ein Produkt zum Beispiel im Baumarkt nicht gleich findet und wie man bezahlt. Als das Projekt startete, erhoffte man sich als Wirkung, dass die NutzerInnen von BALANCE-Dienstleistungen mehr Außenkontakte knüpfen würden, ein wenig aus der Routine aussteigen lernen und sich neue Lebensfelder erobern. Dass sich aber so deutliche Veränderungen zeigen würden, war für viele überraschend. Die positiven Veränderungen machen Mut, das Projekt weiterzuführen. Folgende Personen haben den Hintergrund für diesen Text in einem Gruppengespräch und in Interviews erarbeitet: Brigitte Balic Hildegard Scheer Ute Six Adam Stando Ingrid Frey Suzanna Mateljic Gabi Eder-Brachinger Niki Kacer

1 Schnitzelhaus Ist nur wenige Meter von der TAGS entfernt, nur quer über die Straße 2 Café beim Billa Hat am Eingang leider eine Stufe 3 Alt Wiener Stuben Hat am Eingang leider eine Stufe, im Sommer kann man im Garten sitzen 4 China Restaurant Gut für Personen, die chinesisches Essen mögen 5 MC Donalds Ebenerdiger Eingang, das Essen muss man sich selber holen 6 Café-Restaurant Donaucity Sehr beengt, kein barrierefreies WC 7 Spoons im Donau Park Liegt mitten im Donau Park, im Sommer kann man draußen sitzen, viel Platz, man kann gut mit einer großen Gruppe hingehen

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Tagesstruktur

Anna Chatzetryphon Johannes Dorfner Marion Lindenthal Goza Ylmaz Romana Madner Gerda Basler Jürgen Völkerer

8    Trafik 9    Bipa 10   Billa 11    Hofer 12   Penny 13   Se & Pas

14   Donau Zentrum Ein großes Einkaufszentrum mit sehr vielen verschiedenen Geschäften. Sehr groß und unübersichtlich, man kann sich leicht verlaufen 15   Donau Plex Es gibt dort ein Kino, das auch mit Rollstuhl besucht werden kann. Im Donau Plex gibt es auch Restaurnats und Cafés 16   Alte Donau Man kann bspw. Im Sommer einen Ausflug an die Alte Donau machen. Dort spazieren gehen, baden, picknicken 17   Donau Park Ein schöner großer Park mit viel Natur Dort ist auch der Donauturm Integrationscafé im 2. Bezirk Ein Treffpunkt von Menschen mit und ohne Behinderung von CBFM betrieben/ Ausstellungsstraße 40 Club 21 im 3. Bezirk Günstige Preise, am Freitag findet dort oft eine Disko statt, vom Wiener Hilfswerk betrieben Stadtbahnbogen 132

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Balancer-Polittalk

Diesmal haben wir im Polittalk VertreterInnen von kleineren und allgemein eher unbekannteren Parteien befragt, die derzeit nicht im Österreichischen Parlament vertreten sind. Claudia Klimt-Weithaler (KPÖ), Sonja Grusch (SLP, Sozialistische Linkspartei) und Gerhard Hager (Piraten) stehen Rede und Antwort zu Themen rund um die Gleichstellung von Menschen mit Behinderung. Von Jürgen Plank und Martin Kopper.

Wie würden Sie das Programm der aktuellen Regierung in Bezug auf die Behindertenpolitik einschätzen? Österreich hat die UN-Konvention zwar ratifiziert, setzt aber jetzt keine Maßnahmen zur Umsetzung. Da würde es weitaus mehr Engagement brauchen. Papier ist geduldig, wie wir wissen. Von Seiten der Bundesregierung passiert da für mich einfach zu wenig.

Claudia Klimt-Weithaler / KPÖ Stellen Sie sich bitte kurz vor, wie war Ihr Weg in die Politik? Ich bin zurzeit die Klubobfrau der KPÖ im Landtag, Steier­ mark. Das bin ich seit 2010, seit 2005 bin ich Abgeordnete im Landtag. Von meiner Grundausbildung her bin ich Kin­ dergartenpädagogin. Ich habe mich schon sehr lange in der KPÖ engagiert und bin 2004 von Ernest Kaltenegger ge­ fragt worden, ob ich mir vorstellen kann, für den Landtag zu kandidieren, mit den Schwerpunkten Soziales, Bildung und Frauen. Nachdem Herr Kaltenegger in Pension gegangen ist, habe ich den Klub übernommen.

Foto: KPÖ Steiermark

Was sind die besonderen Herausforderungen an der Arbeit als Behindertensprecherin? Für mich ist am Spannendsten, dass man sich mit den un­ terschiedlichsten Themen befassen muss. Natürlich ist man nicht in allen Bereichen selbst Expertin, d. h. man muss mit anderen zusammenarbeiten, die aus diesen Bereichen kom­ men. Als Klubobfrau muss ich sehr oft rasch Entscheidun­ gen treffen und zu bestimmten Themen Positionen erarbei­ ten. Es ist ein sehr abwechslungsreicher Beruf. Warum hinkt Österreich bei der Umsetzung der UNKonvention für Menschen mit Behinderte nach? Wie sehen Sie das? Das sehe ich auch so. In der Steiermark haben wir das Prob­ lem, dass wir 2004 ein sehr fortschrittliches Behindertenge­ setz hatten. Dadurch, dass sich FPÖ und ÖVP in die so ge­ nannte Reformpartnerschaft begeben haben, hat es da große Rückschritte gegeben. Es wurden viele Leistungen, die in diesem Behindertengesetz gestanden sind, wieder herausgenommen und gekürzt.

Was wäre im Wahlprogramm Ihrer Partei besser gewesen als im aktuellen Regierungsprogramm in Bezug auf Behindertenpolitik? Wir gehen vom Prinzip aus, dass jeder Mensch das Recht auf ein möglichst selbstbestimmtes Leben hat. D. h. die Gesetze und Rahmenbedingungen müssen so geschaffen werden, dass dies für alle Menschen – egal ob sie beein­ trächtigt sind oder nicht – möglich ist. Ich brauche daher diesen Rechtsanspruch für alle. Behinderte Menschen dür­ fen nicht als BittstellerInnen abgestempelt werden und man sagt: Wenn wir gerade Geld haben, dann bekommen sie etwas! Was würden Sie sich für die Zukunft der Behindertenpolitik in Österreich wünschen? Für mich wäre das Dringlichste, dass man diesen Grundsatz, dass jeder Mensch das Recht auf ein selbstbestimmtes Le­ ben hat, auch wirklich umsetzt. Dass man Rechtsansprüche schafft, um von dieser BittstellerInnen-Situation wegzu­ kommen. In Österreich werden zurzeit die Bedürfnisse von behinderten Menschen von verschiedenen Stellen festgestellt. Wie wichtig wären Synergien? Vordergründig wäre eine Definition wichtig: Wer ist wofür zuständig? Damit es nicht passieren kann, dass sich Bund und Länder Verantwortlichkeiten gegenseitig hin und her schieben. Für die Betroffenen selbst würde ich mir wün­ schen, dass es so etwas wie einen One-Stop-Shop gibt, dass die betroffene Person also zu einer Stelle hingeht und dort wird sozusagen alles geregelt. Das wäre eine Erleichterung für die Betroffenen und für die Angehörigen. Das würde ich mir wünschen. Sehen Sie solche oder ähnliche Ansätze auf EU-Ebene? Ich sehe das Problem, dass die EU oft sehr positive Ziele formuliert, aber durch die neoliberale Politik, die von Seiten der EU gemacht wird, ist die Umsetzung für die Länder oft unmöglich.

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BALANCE Beschäftigung / 2323 Kommentar Interbalance

Schlechterstellung bei den Verträgen in „Behindertenwerk­ stätten“ etc. Außerdem werden durch eine Arbeitszeitver­ kürzung Jobs geschaffen. Insgesamt treten wir gegen den Kapitalismus und seine Logik an – wir stehen für eine sozia­ listische Gesellschaft und damit auch Wirtschaft, in der die Bedürfnisse (und auch unterschiedlichen Fähigkeiten) von Menschen im Zentrum stehen und nicht deren wirtschaftli­ che Verwertbarkeit.

Stellen Sie sich bitte kurz vor, wie war Ihr Weg in die Politik? Ich komme aus einer politischen Familie, meine Großeltern waren im kommunistischen Widerstand gegen den Faschis­ mus, meine Eltern waren ebenfalls aktiv – es war also kein Weg in die Politik, ich war immer drinnen. Was sind die besonderen Herausforderungen ihrer Arbeit? Sich ständig mit dem Wahnsinn des Kapitalismus auseinan­ derzusetzen – der Ungerechtigkeit, den Kriegen, der Aus­ beutung – das ist manchmal hart. Aber Teil einer Organisa­ tion zu sein, die genau diese Ungerechtigkeit international bekämpft – das ist gut. In Bezug auf die UN-Konvention für Behinderte, warum hinkt Österreich in der Umsetzung nach? Weil, kurz gesagt, in Österreich wie überall im Kapitalismus, Menschen nach ihrer wirtschaftlichen Verwertbarkeit be­ wertet werden. Und wer da nicht 100%, oder besser 120% leistungsfähig ist, der passt nicht in das Bild und interes­ siert die herrschende Politik nicht wirklich. Wie schätzen Sie das aktuelle Regierungsprogramm in Bezug auf Behindertenpolitik ein? Bestenfalls ein paar Phrasen, aber mit einer härteren wirt­ schaftlichen Gesamtsituation (Stichwort: Wirtschaftskrise) wird Behindertenpolitik für die Regierung noch unwichtiger (siehe Punkt 3). Was wäre im Wahlprogramm Ihrer Partei besser gewesen als im aktuellen Regierungsprogramm in Bezug auf Behindertenpolitik? Wir fordern Arbeitszeitverkürzung und Mindestlohn von 1.700.– für alle Beschäftigten – also auch keine

Was würden Sie sich für die Zukunft der Behindertenpolitik in Österreich wünschen? Dass die Menschen mit Behinderung verstärkt Teil der Kämpfe und Bewegungen werden – für ihre Anliegen und auch gemeinsam mit den Beschäftigten in diesen Bereichen. Zurzeit werden in Österreich von verschiedenen Stellen die Bedürfnisse von Behinderten festgestellt. Wie könnte dies in Zukunft besser koordiniert werden, um Synergien und mitunter Einsparungen zu ermöglichen? Zentral sind nicht Einsparungen, sondern dass Menschen mit Behinderung und Menschen, die in diesem Bereich ar­ beiten, gemeinsam erarbeiten (wobei sie das ohnehin meist schon längst wissen) WAS nötig ist und sich die Zukunft nicht am Sparen, sondern am Nötigen orientiert. Die Frage ist auch: was tut der ÖGB eigentlich, um Menschen mit Behinderung zu organisieren und zu vertreten? Ansätze gibt es da zwar mit den Werkstättenräten, doch haben die­ se weit weniger Rechte als die Betriebsräte. Welche Initiativen sehen Sie auf EU-Ebene bezüglich einheitlicher Gesetzgebung zur Inklusion in Europa? In dieser kapitalistischen EU – keine. In den sozialen Bewe­ gungen und den Protesten und Kämpfen gegen die Sozial­ kürzungen, die Entlassungen etc. – viele!

Foto: S.Grusch privat

Sonja Grusch / SLP (Sozialistische Linkspartei)

In Bezug auf den Bildungsbereich: Was muss sich ändern, damit behinderte Menschen in Österreich Matura auf normalem Weg, also nicht am zweiten Bildungsweg, machen können? Wir sind für eine gemeinsame Schule aller 6- bis 18-Jähri­ gen bei gleichzeitiger Erlernung eines Flächenberufes. Durch unsere Forderung „10 Milliarden für Bildung und Soziales statt für Banken“ ist auch ausreichend Geld vor­ handen, um in kleineren Klassen mit ausreichend LehrerIn­ nen und eventuell Spezialpersonal auch SchülerInnen mit Behinderung wirklich integrieren bzw. inkludieren zu können.

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Spenden. Dies macht es notwendig, besonders erfinderisch und kreativ zu sein. Das macht die Sache aber auch durch­ aus spannend.

Gerhard Hager / Piraten Stellen Sie sich bitte kurz vor, wie war Ihr Weg in die Politik? Ich bin seit Feber 2012 Pirat, weil: * wir in einer Zeit großer gesellschaftlicher Veränderungen leben und ich diese Veränderungen politisch mitgestalten will * die Piraten – unabhängig vom Einzug in Parlamente – eine Vorbild- und Vorreiterfunktion in Bezug auf persönliche Freiheit, digitale Bürgerrechte, Transparenz und Korruption erfüllen * das BGE (Bedingungsloses Grundeinkommen) eine – wenn nicht die einzige – Vision ist, die auf die kommenden Ver­ änderungen in der Arbeitswelt eine erstrebenswerte Ant­ wort gibt

Foto G.Hager privat

Zu Beginn 2013 wurde ich in den Wiener Landesvorstand gewählt und engagiere mich seither auch im Verein pirate­ base (piratebase, 1170 Wien, Schadinagasse 3), um den Wie­ ner Piraten eine notwendige „räumliche/analoge“ Heimat abseits des Internets zu geben. Im jetzt neu formierten Vorstand habe ich intern die Funktion des „Schatzmeisters“ übernommen und bin damit für die ordnungsgemäße Ver­ waltung der Finanzen verantwortlich. Meinen arbeitsmäßi­ gen Schwer­punkt für die Zukunft möchte ich aber auf das erfolgreiche Antreten der Piraten bei der Wien-Wahl 2015 legen. Inhaltlich engagiere ich mich vorwiegend bei wirt­ schaftspolitischen Themen und verteilungspolitischen Fragen. Was sind die besonderen Herausforderungen ihrer Arbeit? Wir Piraten agieren ohne Parteienförderung und aus­ schließlich finanziert durch geringe Mitgliedsbeiträge und

In Bezug auf die UN-Konvention für Behinderte, warum hinkt Österreich in der Umsetzung nach? Ich bin leider in Bezug auf Behindertenpolitik – obwohl familiär durch einen Neffen selbst betroffen – nur unzurei­ chend informiert. Ich kann die Frage daher auch nicht defi­ nitiv beantworten. Aber wir Piraten werden uns sehr freuen, wenn sich Betroffene uns anschließen und dieses Thema auch zu einem Piratenthema machen. Wie schätzen Sie das aktuelle Regierungsprogramm in Bezug auf Behindertenpolitik ein? Die Umsetzung der UN-Konvention wird wohl von allen Parteien angestrebt. Dazu fällt mir auf Anhieb ein Grillpar­ zer-Zitat ein: Die Botschaft hör ich wohl – allein mir fehlt der Glaube! Was wäre im Wahlprogramm Ihrer Partei besser gewesen als im aktuellen Regierungsprogramm in Bezug auf Behindertenpolitik? Wir haben bis jetzt sehr wenig Programm in Bezug auf Behindertenpolitik; was vorhanden ist, zielt aber eindeutig auf die völlige Gleichstellung und Inklusion ab. Wie bereits oben angeführt, sehe ich in diesem Bereich noch große Mankos und wir sind für Input jeder Form dankbar. In Bezug auf den Bildungsbereich: Was muss sich ändern, damit behinderte Menschen in Österreich Matura auf normalem Weg, also nicht am zweiten Bildungsweg, machen können? 7) Was würden Sie sich für die Zukunft der Behindertenpolitik in Österreich wünschen? Ganz eindeutig die größere Einbindung der Betroffenen in die notwendigen Entscheidungen! Zurzeit werden in Österreich von verschiedenen Stellen die Bedürfnisse von Behinderten festgestellt. Wie könnte dies in Zukunft besser koordiniert werden, um Synergien und mitunter Einsparungen zu ermöglichen? Das Thema Synergien ist nicht nur im Behindertenbereich ein sehr wesentliches, sondern betrifft alle Bereiche. Der erste Schritt muss die völlige Transparenz der Entschei­ dungsfindung sein.

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Beschäftigung / 2525 KBALANCE ommentar

Kommentar

Mülltrennung Bau keinen Mist!

Die Menschheit produziert seit Beginn der „technisierten Zivilisation“ ständig weiter wachsend viel zu viel Abfall und weiß schon seit langem nicht mehr, wohin damit. Eine Lösung des Problems ist Mülltrennung. Christian Zuckerstätter und Jürgen Plank kommentieren.

PRO Von Christian Zuckerstätter Bevor ich in den Kommentar über Mülltrennung einsteige, möchte ich auf

meinen ursprünglichen Zugang zu diesem Thema hinweisen. Ich hatte frü­ her ein Grafikbüro und eine meiner bedeutendsten Kundschaften war der niederösterreichische Abfallwirtschaftsverband. Für diesen Kunden mach­ ten wir so ziemlich alles – von Abfallwirtschaftshandbüchern für Gemeinden über Informationsbroschüren und -foldern für BürgerInnen bis hin zu Auf­ klebern für Mülltonnen – und lernten dabei sehr sehr viel über Abfallwirt­ schaft. Dieses Wissen ist mir bis heute geblieben und hat in mir ein Gefühl für die gesamte Thematik geschaffen. Deshalb melde ich mich überall zu Wort, wo ich mitbekomme, dass die Müllentsorgung bzw. Mülltrennung nicht optimal abläuft.

Und diesbezüglich ist mir – jetzt komme ich endlich zum eigentlichen The­

ma – bei BALANCE leider immer wieder einiges aufgefallen. So werden von den Abfallarten Papier, Glas, Metall, Plastikflaschen, Biomüll und Restmüll im gesamten Haus am Standort Fuchsenfeld lediglich zwei Abfallarten ge­ trennt gesammelt – Papier und Restmüll. Alle anderen Arten von Müll lan­ den – wie dies bis vor einiger Zeit allgemein üblich war – im Restmüll. Sprich: sie landen auf einer der rasant wachsenden Mülldeponien oder werden ver­ heizt. Und werden nicht, wie Glas, Metall und Plastikflaschen, einem Recyc­ lingverfahren zugeführt und wiederverwertet. Eine vergebene Chance!

Wie die Mülltrennung im Rahmen von BALANCE gut abgewickelt werden könnte, ist auf den ersten Blick gar nicht so einfach, auf den zweiten jedoch schon! Denn es wäre z.B. sicher zu viel verlangt, in geschlossenen Räumen, sprich in jedem Büroraum einen Biomistkübel aufzustellen. Vor allem wenn darin pro Tag ein Apfelputzen und eine Bananenschale landen. Die Lösung aber ist schlicht und einfach: pro Stockwerk ein geeigneter, für alle gut zu­ gänglicher Platz, wo für jede Abfallart ein geeigneter Behälter steht, der Bio­ mistkübel mit Deckel gegen die Geruchsbelästigung! Wichtige Vorausset­ zung ist natürlich, dass das Betriebsteam die regelmäßige Entleerung der Behälter übernimmt. Meine Kernaussage ist somit: wer Müll trennt, fördert die Wiederverwert­

barkeit von „ehemaligem Müll“ und trägt somit zur Müllvermeidung bei. Und meine Bitte an BALANCE: Bitte schließt Euch an und macht mit!

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Kommentar

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CONTRA Von Jürgen Plank Ich bin gegen Mülltrennung. Klar, wie die meisten ÖsterreicherInnen werfe auch ich Papier, Glas und Plastik nicht auf einen Haufen. Die MA48 scheint mir Recht zu geben, denn die Bio-Tonne, die früher in (nahezu) jedem Haus neben den Kübeln für Restmüll stand, ist längst entsorgt. In den 1990er Jahren haben wir noch brav Bananenschalen, Apfelkerne und hart gewordenes Brot in eigens dafür aufgestellten Tonnen aus Plastik (!) gesammelt. Heute müsste man all das zur Sammelstelle tragen. Vielleicht wurde die Biotonne abgeschafft, um zu verhin­ dern, dass noch mehr verzehrbereite Lebensmittel im Müll landen? Schon jetzt wandern rund 10 Prozent aller gekauften Lebensmittel originalverpackt – also un­ geöffnet – in die Mistkübel. Seit dem Film „We Feed The World“ weiß man, dass die täglich in Wien weggeworfene Menge essbaren Brotes dem Verbrauch in ganz Graz entspricht. Im Vergleich zu elektronischem Müll ist Biomüll harmlos: Die Müllberge west­

lichen Elektroschrotts in Afrika stinken noch mehr zum Himmel. Die Bilder sind inzwischen weltweit bekannt: Aufgehäufte Fernseher, Computer und Haushalts­ geräte, die mittels geplanter Obsoleszenz (eine vom Hersteller geplante, absicht­ liche Verringerung der Lebensdauer von Produkten) nach zwei bis fünf Jahren ganz sicher weggeworfen werden müssen. Jeden Monat landen 500 Container mit Elektromüll in Ghana. Oft kommt der Schrott als zum Großteil nicht mehr funktionstüchtige Spende getarnt nach Afrika.

Wir trennen uns zwar von diesem Müll, aber: In Ghana gibt es (noch) keine Recycling-Anlage für unsere Röhrenbildschirme. „So gelangt Elektromüll auch in die Flüsse, ins Meer und Kinder ab dem Alter von fünf Jahren brechen die Geräte mit ihren bloßen Händen auf, um die Rohstoffe zu gewinnen“, sagt der Umwelt­ journalist Mike Anane aus Ghana, der häufig zu diesem Thema arbeitet. Kadmi­ um und Quecksilber werden frei und sorgen für Krankheiten. Die wahre Mülltrennung muss also bereits VOR dem Einkauf beginnen, also: Geräte mit geplanter Obsoleszenz von hochwertigen Geräten trennen und nur letztere kaufen, weil man sie auch wieder reparieren kann! Oder – und damit sind wir schon bei weiteren Tipps: Hören Sie wieder Musik mit der guten alten Schall­ platte anstatt mit dem alle zwei Jahre auszutauschenden MP3-Player! Die Schall­ platte hat eine Lebensdauer von mindestens 100 Jahren, ganz ohne Obsoleszenz. In Bezug auf Lebensmittel kauft man am besten keine Großpackungen, dafür regional und saisonal ein – und nur das, was auch wirklich verzehrt wird. Das Plas­ tiksackerl zum Verpacken kann man dabei übrigens auch ganz leicht vermeiden.

Der Elektroschrott in Afrika ist ein drastisches Beispiel, zugegeben, aber er zeigt

exemplarisch doch eines auf: Müll, der gar nicht erst entsteht, muss auch nicht von anderem Müll getrennt werden. Es braucht somit – und das ist viel schwieri­ ger als die Plastikflasche im dafür vorgesehenen Container zu versenken – ein Umdenken, eine Bewusstseinsänderung: Von der Mülltrennung hin zur Müllver­ meidung.

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Veranstaltungen

Veranstaltungen: Impressum

Das neunte große Fest der MitarbeiterInnen der Wiener Behinderteneinrichtungen

Medieninhaber, Herausgeber, Verleger:

Wo: Schwarzenberg (ehemals OST KLUB)

Verein BALANCE – Leben ohne Barrieren, 1130 Wien, Hochheimgasse 1,

T 01/8048733-8105, F DW 8050 E-Mail: [email protected] Internet: www.balance.at

Chefredaktion: Mag. Helga Hiebl

Redaktion: David Galko, Iris Kopera,

Wann: Samstag, 17. Jänner 2015, 19:00 Programm:

Live Acts: !Deladap, Sugar Daisy’s Hot Club

DJ LINE: DJANE Violetta Parisini, DJ D.A.V.E., GLAMBOYS

Veranstalter: Verein der Vernetzung der Betriebsräte in Organisationen im Wiener Behindertenbereich

Infos: www.dasgrossefest.at

MMag. Martin Kopper, Mag. Jürgen

Plank, Cornelia Renoldner, Mag. Andrej Zuckerstätter

BALANCE Vorstandssitzung

Fuchsenfeld

Wo: BALANCE Zentrale, Hochheimgasse 1, 1130 Wien

Rubarth, Andreas Tettinger und Christian Versand: Tagesstruktur-Standort Grafische Gestaltung: Frau Ober

Wann: Montag, 9. Februar 2015

Redaktionsadresse: Zeitschrift Balancer, Hochheimgasse 1, 1130 Wien, T 01/ 804 87 33-8105,

BALANCE MitarbeiterInnen Einführungstag

Erscheinungsweise: 1/4-jährlich

Wo: BALANCE Zentrale, Hochheimgasse 1, 1130 Wien

E-Mail: [email protected] Erscheinungsort: Wien

Wann: Mittwoch, 25. März 2015, 9:30–15:30

Offenlegung nach § 25 Mediengesetz:

Eigentümer: BALANCE, gemeinnütziger, überparteilicher, nicht-konfessioneller

Ausstellung „Aus der Balance“

Vorstand: OSR, Dir. Rudolf Wögerer,

Wo: Westwendischer Kunstverein, Hauptstraße 10, D-29471 Gartow

Verein.

Obmann; MinRat Mag. Rotraut Kopper,

Wann: 27. Juni 2015

Werke von Rudi Egger, Lisi Hinterlechner, Franz Wedl, Iris Kopera, Josef

Obmann Stellevrtreterin; Marianne

Masterhofer, Shpresa Krasnici, Ewald Wikidal, Gerhard Kobrc, Herbert

Kühtreiber, Obmann Stellvertreterin;

Ziegler

Dr. Karl Katary, Schriftführer; Irmtraut

Vaclavic, Schriftführer Stellvertreterin;

Gertrud Bartsch, Kassierin; SenRat DI Harald Haschke, Kassierin Stellvertreter;

Dipl.-Vw. Herbert Kopper; Leo Josef

Neudhart; SD Edeltraut Frank-Häusler; Susanne Pisek; MMag. Martin Kopper

Betriebsklima

Nach 2011/12 wird 2015 bei BALANCE zum zweiten Mal eine anonyme

MitarbeiterInnenbefragung zum Thema Betriebsklima durchgeführt werden.

Geschäftsführung: Marion Ondricek,

Ziel dieser Untersuchung ist es, das aktuelle Betriebsklima sowie die

Blattlinie: Der „Balancer“ berichtet als

Ansatzpunkte für positive Veränderungen zu finden.

Aktivitäten von BALANCE, bekennt sich

Die Untersuchung wird wie schon 1011/12 von der externen Klinischen – und

Mona Schuch

MitarbeiterInnenzufriedenheit zu beschreiben und – wenn notwendig –

Fach- und Vereinszeitschrift über die zu dessen Leitbild und thematisiert besonders relevante Themen und Ereignisse, die Menschen mit

Behinderungen betreffen. Der „Balancer“ folgt inhaltlich dem Bekenntnis des Art. 7 der Bundesverfassung, nach welchem es ein Grundrecht aller Menschen ist,

gleichberechtigt und ohne Diskriminierung zu leben. Als Grundvoraussetzung für

Integration werden Selbstbestimmung und Selbsttätigkeit der BALANCE-KlientInnen und Integrationsbedürfnisse und

-bemühungen unterstützt. Gemäß diesem Anspruch setzt sich das Redaktionsteam des „Balancers“ zu gleichen Teilen aus KlientInnen und MitarbeiterInnen zusammen.

Gesundheitspsychologin Mag.a Susanne Wallner diesmal online durchgeführt werden.

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Balance Design und Handwerk

7 cm

5 cm

Unsere Espressotassen mit der skyline von Wien, sind nicht nur ideale Geschenke für WienerInnen sondern auch für nicht in Wien lebende BürgerInnen. Die Espresso­ tassen gibt es in verschiedene Pastellfarben. Das Set ist geschirrspültauglich und mikrowellenbeständig. Ab sofort bei uns im SohoLaden um 8 Euro das Stück erhältlich.

10 cm

Durchmesser der Untertasse: 10 cm Höhe Untertassen mit Tasse: 7 cm Durchmesser der Tasse: 5 cm

Verein BALANCE – Leben ohne Barrieren Hochheimgasse 1, 1130 Wien

Bankverbindung Spendenkonto: Raiffeisenlandesbank Niederösterreich-Wien AG

UID: ATU38152707 BIC RLNWATWW, IBAN AT963200000007479868 Spenden an BALANCE sind absetzbar: SO 1481 Nr. 60/2014, Jahrgang 17

Verlagspostamt 1130 Wien Erscheinungsort Wien

Österreichische Post AG / Sponsoring.Post GZ: 08Z037718S

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